Zentrales und signifikantes Motiv in den Bildern und Objekten von Reinhard Roy ist der Raster. Dieser stellt die minimalistischen Formen in einen das künstlerische Gesamtkonzept Roys bestimmenden Zusammenhang. Der Raster als Ausdruck des Entropischen und extrem Gleichen versinnbildlicht das Unendliche. Der Blick verliert sich in der Vielheit und den Wiederholungen der nur durch den Ort voneinander unterschiedlichen Partikel. Die gerasterte Fläche ist nach außen unabgegrenzt, sie lässt sich erweitern oder reduzieren.
Diesem Allgemeinen entgegengesetzt sind das Format, die Komposition und die Farbe. Roy bevorzugt das Quadrat. Er konfrontiert kleinteilige geometrische und fluktuierende Binnenformen mit der Grundfläche oder, wie in den Arbeiten aus dem Jahre 1989, das Konstruktive des Rasters mit malerischem Duktus. Immer wieder aber kehrt Reinhard Roy zum Rigorismus reiner Rasterfelder zurück, er akzentuiert sie durch Überlagerungen, Markierungen und farbliche Differenzierung. Zu ihnen gehört auch der Bildraum, der sie umgibt und sie vom eigentlichen Rahmen trennt. Beeinflusst wird die Struktur entscheidend von der Form dieser Abgrenzung zwischen Mitte und Rand. Die Skala reicht von bloßen Farbunterschieden bis zu Figurationen und isolierenden Konstruktionen, auch innerhalb der Fläche selbst. In manchen Werken relativieren Übermalung oder der Raster die Teilung.
Für Roy sind die Bilder Dokumentationen von Prozessen, daher verwendet er Titel wie „Wechselprozess“ und „Prozessraster“. Der Raster kommt dem Dynamischen entgegen. Anders als kompakte Farbflächen impliziert er Veränderung und Instabilität. Dem entsprechen die Farben: Subtile Zwischentöne betonen das Schwebende und Differenzierte. Über die Flächenabgrenzungen hinweg erscheinen sie als integrative Aspekte des Bildes.
Die Arbeiten von Reinhard Roy beziehen sich nicht auf eine Harmonisierung heterogener Elemente, sondern auf die Präsentation eines umfassenden Ganzen.
Heinz Gappmayr